Kontakt  |  Impressum  |  Datenschutz
Richtlinien

Standards und Richtlinien für die DKSB Elternkurse „Starke Eltern - Starke Kinder®

Präambel

Im Jahr des Kindes 1979 forderte der Kinderschutzbund, Eltern die Prügelstrafe gesetzlich zu verbieten. Über 20 Jahre dauerte es, bis im November 2000 im Bürgerlichen Gesetzbuch im § 1631, 2 verankert wurde: 'Kinder haben ein Recht auf gewaltfreie Erziehung. Körperliche Bestrafungen, seelische Verletzungen und andere entwürdigende Maßnahmen sind unzulässig.' Gleichzeitig wurden Jugendhilfeträger durch eine Ergänzung im Kinder- und Jugendhilfegesetz verpflichtet, dass sie 'Eltern Wege aufzeigen sollen, wie Konfliktsituationen in Familien gewaltfrei gelöst werden können.'

Diese Gesetzesänderungen wurden durch die Öffentlichkeits­kampagne des Bundesfamilien­ministeriums 'Mehr Respekt vor Kindern' der Bevölkerung bekannt gemacht.

Im Rahmen dieser Kampagne erhielt der Deutsche Kinderschutzbund Fördermittel für seine Elternkurse Starke Eltern - Starke Kinder®. Mit dem Elternkurs Starke Eltern - Starke Kinder® sollen alle Eltern angesprochen werden. Ziele sind, ihre Erziehungsfähigkeit zu stärken und zu stützen und den Kinder-Rechten in der Familie Geltung zu verschaffen.

Die Grundlagen für diesen 'Weg in eine gewaltfreie Erziehung' wurden von Paula Honkanen-Schoberth aus einem Programm der finnischen Mannerheim League for Child Welfare übertragen und weiterentwickelt. Im Ortsverband Aachen werden Elternkurse seit 1985 angeboten und erprobt.

Die Förderung des Bundesfamilien­ministeriums in den Jahren 2000 und 2001/2002 ermöglichte die Ausbildung von Multiplikatoren­trainer/innen und -trainern und Kursleitungen und damit eine bundesweite Verbreitung dieses DKSB Angebotes. Es basiert auf den vom DKSB verabschiedeten Beschlüssen 'Verständnis und Grundlagen >Gewalt gegen Kinder<' und den 'Standards und Prinzipien für die praktische Arbeit'.

Für den Elternkurs Starke Eltern - Starke Kinder® gelten die Grundorientierungen des Kinderschutzbundes:

Kindorientierung: Das Kind ist Subjekt mit dem Recht auf Entwicklung, Versorgung, Schutz und Beteiligung

Familienorientierung: Familie ist der primäre Entwicklungs- und Erfahrungsort für Kinder

Lebensweltorientierung: der Komplexität der Lebenssituation von Familien und dem Einfluss der Umgebung auf die Gestaltung des Familienlebens wird Rechnung getragen

und insbesondere Ressourcenorientierung: Förderung der Stärken der Eltern und ihrer Partizipation (Lebensgestaltung).

Von den Prinzipien ist die 'Freiwilligkeit der Inanspruchnahme' hervorzuheben: Ein Elternkurs-Besuch aufgrund der Weisung von Gerichten oder Anordnung von Jugendämtern ist daher nicht möglich.

Starke Eltern - Starke Kinder® ist ein präventives Angebot und keine Therapiegruppe; Eltern mit manifesteren Erziehungs- oder Partnerschafts­problemen werden dabei unterstützt, eine Beratungseinrichtung aufzusuchen.

Vermittelt wird im Elternkurs das Modell 'anleitender Erziehung': Eltern nehmen ihre Rolle und Verantwortung als Erziehende wahr und leiten und begleiten ihre Kinder - unter Achtung der Kinder-Rechte. Dieses Modell wird in fünf aufeinander aufbauenden Stufen erklärt, erprobt und geübt:

  1. Klärung der Wert- und Erziehungs­vorstellungen in der Familie
  2. Festigung der Identität als Erziehende
  3. Stärkung des Selbstvertrauens zur Unterstützung kindlicher Entwicklung
  4. Bestimmung von klaren Kommunikations­regeln in der Familie
  5. Befähigung zur Problemerkennung und -lösung

Mitverantwortlich für den Erfolg der Elternkurse ist die Haltung der Kursleiter/-innen, die von Respekt, Achtung und Anerkennung gegenüber allen Familienmitgliedern geprägt ist.

Durch diese Haltung sind sie Modell für die Umsetzung der 'anleitende Erziehung' während der Kursdauer für die teilnehmenden Eltern.

Der Elternkurs Starke Eltern - Starke Kinder® ist ein bundesweit einheitliches Angebot des Deutschen Kinderschutzbundes:

Die Rechte am Titel, Logo, Kurshandbuch und allen damit in Zusammenhang stehenden Materialien liegen beim Deutschen Kinderschutzbund Bundesverband e.V. (eingetragen beim Deutschen Patent- und Markenamt unter der Nummer 302 12 193). Der Bundesverband hat DKSB Multiplikatoren­trainerinnen/ Multiplikatoren­trainern ausgebildet und zertifiziert. Diese bereiten in einer aktuell 4-tätigen Ausbildung Elternkursleiter/-innen auf ihre Aufgabe vor. Diese Schulungen werden in der Regel von den Landesverbänden des Deutschen Kinderschutzbundes angeboten und organisiert. Grundlage für die Elternkurse ist das Kurshandbuch Starke Eltern - Starke Kinder®, das nur im Rahmen einer solchen Schulung erworben werden kann. Die Schulungen zur Elternkursleitung können auch von Fachkräften anderer Organisationen oder Institutionen wahrgenommen werden.

Elternkurse Starke Eltern - Starke Kinder® werden von Orts- und Kreisverbänden des Deutschen Kinderschutzbundes auch in Kooperation mit anderen Einrichtungen angeboten, sowie von anderen Verbänden. Einheitliche Informations- und Werbematerialien stellt der Bundesverband des Deutschen Kinderschutzbundes zur Verfügung.

 

Standards für das Angebot Elternkurs Starke Eltern - Starke Kinder®:

I. Standards zum Elternkurs Starke Eltern - Starke Kinder®

  1. Der zeitliche Umfang des Elternkurses beträgt 8-12 Kurseinheiten (mindestens 16 Zeitstunden, Angebot nicht ausschließlich als Kompakt­wochenenden)
  2. Die Gruppengröße beträgt mindestens 8 und höchstens 16 Teilnehmer/-innen.
  3. Folgende Rahmenbedingungen sind vorab zu klären:
    • Aufstellung eines Kosten- und Finanzierungsplanes (Raum-, Honorar-, Material-, Werbe- und Bewirtungskosten),
    • Finanzierungs­möglichkeiten (Projektvorstellung und Antrag im Jugendhilfeausschuss, auch Lobby- und Öffentlichkeits­aufgabe, evtl. Sponsoren, Elternbeiträge)
    • Raumwahl (Erreichbarkeit, ansprechende, freundliche Atmosphäre)
    • Klärung der Bewirtung (evtl. Elternorganisation)
  4. Zielgruppe sind grundsätzlich alle Eltern, eine spezifische Zielgruppenansprache (Ein-Eltern-Familien, Patchworkfamilien, bestimmte Altersstufen) ist möglich. Elternkurse können auch als Fortbildung für Fachkräfte (z.B. Erzieherinnen) angeboten werden.
  5. Beim Zugang ist das Prinzip der Freiwilligkeit uneingeschränkt gültig (keine Zuweisung durch Gerichte, Anordnung von Jugendämtern etc.).
  6. Gruppenregeln (An-, Abwesenheiten, Vertraulichkeit etc.) sind gemeinsam mit den Eltern beim 1. Kurstreffen festzulegen.
  7. Durchführung eines Elternkurses möglichst mit 2 Elternkursleiter/-innen
  8. Eine Rollenkollision muss ausgeschlossen sein (eine Fachkraft, die einen beruflichen Kontakt zu bestimmten Familien hat, darf nicht gleichzeitig Elternkursleiter/-in für diese Eltern sein).
  9. Folgeangebote zur Sicherung der Nachhaltigkeit und zum Aufbau von Eltern-Selbsthilfe sollen unterstützt werden.
  10. Am Ende des Kurses erfolgt eine Auswertung (Feedbackbogen) durch die Eltern.
  11. Der Elternkurs wird durch einheitliche Evaluationsbögen ausgewertet, die dem zuständigen Landesverband zugeleitet werden.

 

II. Standards zu Schulungen für Elternkursleiter/­innen

  1. Schulungen zur Elternkursleitung werden nur durch zertifizierte Multiplikatoren­trainer/-innen (DKSB BV) durchgeführt.
  2. Die Zugangsvoraus­setzungen sind:
    • Ausbildung in einem pädagogischen/­psychologischen Arbeitsfeld und
    • Erfahrung in der Eltern-Arbeit und
    • Erfahrung in der Gruppen-Arbeit mit Erwachsenen
  3. Diese werden bei der Anmeldung durch einen Vorstellungsbogen überprüft. Ausnahme­regelungen sind in Einzelfällen möglich.
  4. Die Elternkursleiter/-innen unterzeichnen eine Verpflichtungs­erklärung. Ein einheitliches Formular dazu liegt vor.
  5. Bei Selbständigkeit müssen die Teilnehmer/-innen eine Kooperations­absprache mit anderen Organisationen benennen.
  6. Der zeitliche Rahmen beträgt mindestens 21 Zeitstunden (30 Unterrichtsstunden).
  7. Die Gruppengröße beträgt mindestens 8, höchstens 16 Teilnehmer/innen.
  8. Die Schulung wird durch einheitliche Evaluationsbögen ausgewertet.
  9. Die Zertifikatsvergabe (ausgestellt durch den zuständigen Landesverband) erfolgt nach erfolgreicher Teilnahme.
  10. Teilnehmerinnen/­Teilnehmer, die kein Zertifikat erhalten, dürfen keine Elternkurse Starke Eltern - Starke Kinder® durchführen.
  11. Die Teilnahme an Regionaltreffen ist verbindlich.
  12. Die Elternkursleiter/-innen sollen möglichst kollegiale Beratung durchführen und/oder Supervision erhalten.

Verabschiedet von der DKSB Mitglieder-Versammlung am 17. Mai 2003
 

Hilde Gaus  06154-630216